Tabu

Über den Film
Reri und Matahi leben als junges Liebespaar glücklich auf einer Südseeinsel. Unvermittelt wird Reri aus ihren Jugendträumen gerissen: Indem man sie zur Priesterin bestimmt, wird sie für alle Männer tabu und müsste sich somit von Matahi trennen. Die zwei Liebenden ziehen die Flucht der Trennung vor und landen auf einer anderen Insel, wo sich Matahi als Perlentaucher verdingt. Auch dort werden sie aufgespürt. Um Matahis Leben zu retten, besteigt Reri freiwillig das Schiff, das sie abholen soll. Beim verzweifelten Versuch, das Boot einzuholen, kommt Matahi im Meer um.
Als Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau 1929 eine Segelyacht kaufte und damit die polynesischen Südseeinseln ansteuerte, erfüllte er sich damit einen langersehnten Traum. Mit seinem Privatvermögen, ausschließlich mit Laiendarsteller*innen und an Originalschauplätzen gedreht verwirklichte er mit TABU endlich einen Film ganz nach seinen Vorstellungen. Die Premiere am 18. März 1931 in New York erlebte Murnau allerdings nicht mehr. Der Regisseur starb an den Folgen eines Autounfalls eine Woche zuvor.
In Anbetracht aktueller Debatten um die Dekonstruktion kolonialer Bilder ist TABU über seinen filmwissenschaftlichen Wert hinaus ein interessanter Forschungsgegenstand. Dazu schreibt die Autorin Catherine Repussard, dass Murnau bereits 1931 die Zerstörung der außereuropäischen Kulturen unter dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss Europas anprangerte. Jedoch inszenierte Murnau auch die angebliche Neigung zur Selbstzerstörung jener „Naturkulturen“ (Donna Haraway). Der Versuch, sich zu emanzipieren, kann dadurch nur mit dem Tode enden. TABU inszeniert so zwar die Verwerfung der okzidentalen Modernität, stellt aber auch die Werte der Tradition bzw. der Rückkehr zum Ursprünglichen in Frage.
Live vertont von Pianistin Ulla Schmidt.
Eine außergewöhnliche poetische und stimmungsstarke Mischung aus Spielfilm und ethnografischer Studie, einfühlsam und taktvoll.
Lexikon des internationalen Films
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Laufzeit: seit dem 27. April 2025
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