Über den Film
Sommer 1968: Während in Europa Studierende auf die Straße gehen und die Generation der Eltern in Deutschland mit der peinlichen Frage konfrontiert wird, was sie in der Zeit des Nationalsozialismus gemacht habe, ist es in der israelischen Hafenstadt Haifa vergleichsweise beschaulich. Der 17-jährige Arik freut sich gar schon auf seinen Militärdienst, als er von dem Holocaust-Überlebenden Yankele, einem Bekannten des Vaters, das Angebot für einen Sommerferienjob erhält. Yankele ist Heiratsvermittler, betreibt aber nebenbei noch ein Kino, das von einer Gruppe kleinwüchsiger Menschen aus Rumänien geleitet wird, und ausschließlich Liebesfilme spielt. Er betätigt sich obendrein als Schwarzhändler und mit illegalem Glücksspiel. All das geschieht, um potenzielle Heiratskandidaten zusammenzuführen, die aus vielen Ländern nach Israel gekommen sind. Ariks Aufgabe ist es, diese Kandidaten zu beschatten, um herauszufinden, ob sie etwas zu verbergen oder gar einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit haben. Auf diese Weise lernt Arik eine ganze Menge über die Beziehungen zwischen den Menschen und insbesondere über die Liebe, was ihm auch bei seinem Schwarm Tamara, der Cousine seines Freundes Benny, zugutekommen soll.
Avi Nesher zeichnet in seinem tragikomischen Film, der von skurrilen und liebenswerten Charakteren bevölkert ist, das Porträt einer israelischen Gesellschaft, die aus heutiger Sicht noch mit großer Hoffnung in die Zukunft blickte. Andererseits lasteten gerade damals die Schatten der Vergangenheit besonders schwer auf den Überlebenden des Holocaust, die nicht selten von Schuldgefühlen geplagt waren, dass sie überlebt hatten, nicht offen über ihre vielschichtigen Traumata reden konnten oder durften. So wird nicht zuletzt das von Yankele betriebene Kino selbst zu einem Zufluchtsort für diese verletzten Seelen. Den oft tragischen Schicksalen dieser Menschen stellt der warmherzige und in helle Sommerfarben getauchte Film mit viel Humor die amüsante Coming-of-Age-Geschichte und die ersten Liebeserfahrungen des jungen Tarik entgegen, der seine Erlebnisse mit der kulturellen und sexuellen Aufbruchstimmung jener Zeit niederschreibt und damit zum Ich-Erzähler des Films wird.
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Laufzeit: seit dem 30. Juni 2023
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