Über den Film
Dem Rythmus der Weimarer Metropole folgend montiert Ruttmann alltägliche Szenen des Berliner Stadtlebens mit den maschinellen Bewegungen von Fabriken und Lokomotiven. Die totale Einheit, zu der Ruttmanns avangardistische Technik Menschen und Maschinen zusammenfügt, verdoppelt die scheinbare der industriellen Großstadt: Ein gigantischer Organismus auf mechanischer Grundlage, dessen rast- wie zielloser Stoffwechsel die individuelle Einheit der lebendigen Menschen aufgesprengt und ihren ursprünglichen Lebensprozess dem heteronomen der Industrie überantwortet hat. Soweit die Menschen noch im Fokus seiner Darstellung stehen, treten sie nicht mehr als Individuen in Erscheinung, sondern bloß noch als vereinzelte Anhängsel der von ihnen bedienten Maschinen oder versinken im dirigierten Strom der Masse. In den kurzen Momenten, in denen der blinde Betrieb sie freilässt, scheinen sie dagegen kaum noch etwas mit sich anfangen zu können: einsam stehen sie herum, oder bereiten sich auf seine Wiederaufnahme vor. Wohl nicht zufälligerweise begeisterte diese Inszenierung niemand anderen als Hitlers erste Regisseurin: Leni Riefenstahl. Ruttmann selbst wird sich 1933 mit dem Machtantritt der Nazis diesen anschließen und im selben Jahr ebenfalls einen faschistischen Propagandafilm mit dem Titel 'Blut und Boden' drehen. Inwiefern seine Hinwendung zum Faschismus eventuell sogar mit der experimentellen Technik wie der ästhetischen Avantgarde insgesamt zusammenhängt, deren Anhänger sich nicht selten von den totalitären Bewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts mitreißen ließen, würden wir im Anschluss an den Film gerne gemeinsam diskutieren.
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Laufzeit: seit dem 04. Juni 2024
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