Bêmal – Heimatlos

Regie: Düzen Tekkal David Körzdörfer |
Deutschland, IRQ | 2024 | 86 Min.
Bêmal – Heimatlos

Über den Film

Im August 2024 jährte sich der Völkermord des sogenannten „Islamischen Staats“ an den Jesid*innen zum zehnten Mal. Tausende Jesid*innen wurden systematisch getötet, versklavt und vertrieben. Seitdem kämpft die religiöse Minderheit mit den Folgen des Terrors. Vier Geschwisterpaare zeigen vor der Kamera von Aktivistin und Dokumentarfilmerin Düzen Tekkal von HÁWAR.help (@hawar.help) ihre Geschichte. Gemeinsam mit Co-Regisseur David Körzdörfer begleitet sie die Protagonist*innen durch ihr Leben in Deutschland und im Irak. (TW: Sexualisierte Gewalt, Tod) (vgl. HÁWAR.help).

“Bêmal” begleitet vier Geschwisterpaare jesidischer Herkunft, die nach den Ereignissen in Irak ihre Zuflucht in Deutschland gesucht haben. Ihre persönlichen Geschichten geben tiefe Einblicke in die Traumata, die sie erlitten haben, und in ihren Kampf um ein neues Leben. „Bêmal“ setzt sich auch mit dem neuen Unrecht auseinander, das geflohenen Jesiden in Deutschland widerfährt: Abschiebungen zurück nach Irak, wo der Genozid sich ereignete. Er ist ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung des Völkermordes an den Jesiden und mahnt uns, die Verantwortung für die Schutzbedürftigsten in unserer Gesellschaft zu übernehmen.

Es sind Geschichten, die sich in Irak und in Deutschland abspielen. Dabei entpuppt sich vor allem der sichere Schutzhafen Deutschland als nur vorübergehend, die letzten Jahre nur als Verschnaufpause von Flucht und Unsicherheit: Obwohl der Deutsche Bundestag den Genozid an den Jesiden im Jahr 2023 offiziell als solchen anerkannt hat, werden kaum ein Jahr später überlebende Jesiden nach Irak abgeschoben, darunter auch die Eltern und Geschwister von Jana und Bascal, die im Film zu sehen sind. Sie müssen wieder dorthin zurück, wo ihr Martyrium begann und wo es bis heute keine Sicherheit und Daseinsberechtigung für Jesiden gibt.

Zwischen Hoffnung auf Rückkehr, der Sehnsucht nach Frieden, dem Kampf für Gerechtigkeit und der Feier des Lebens und des Überlebthabens, handelt „Bêmal“ nicht nur vom ständigen Kampf ums Dasein der Jesiden, sondern auch vom unverlierbaren Kern des Menschseins überhaupt: Dem Drang nach Freiheit und Autonomie sowie der Würde des Einzelnen.

Die Geschichten der vier Geschwisterpaare
Nach 9 Jahren IS-Gefangenschaft ist Sawsan Alomar 2023 in Deutschland angekommen. Die Jesidin wurde mehrfach von Anhängern der Terrormiliz verkauft und an verschiedenen Orten in Irak und Syrien gefangen gehalten und versklavt wurde. Sawsan wurde nach 8 Jahren Gefangenschaft 2022 in einem Camp in Syrien gefunden und befreit. Ihre Schwester Jihan Alomar selbst wurde 10 Monate vom sogenannten Islamischen Staat gefangen gehalten. Nach ihrer Befreiung konnte Jihan 2016 gemeinsam mit einem Teil ihrer Familie nach Deutschland fliehen. Ihr Vater und einer ihrer Brüder werden seit 2014 vermisst.

Layla und Tahsin Mirza sind aus Irak über das Mittelmeer geflüchtet und in Nordrhein-Westfalen angekommen. Layla arbeitet heute als Model – sie will zeigen, dass jede Frau ihren Traum leben kann. Tahsin ist Theaterpädagoge und Comedian.

Auch Bascal und Jana Kheyri sind nach Deutschland geflüchtet. Heute machen sie in Bayern eine Ausbildung in der Altenpflege. Sie haben eine Aufenthaltserlaubnis. Die Eltern und jüngeren Geschwister allerdings wurden in den Irak abgeschoben. Ihre Duldung wurde nicht verlängert.

Aiham wurde als Kleinkind entfürt und von der Terrormiliz zum Kindersoldaten ausgebildet. Sein Bruder Anas wurde am 3. August 2014 – am Tag des Genozids geboren –  und verbringt die ersten vier Jahre seines Lebens in IS-Gefangenschaft. Seine und Aihams Mutter hat er nie kennengelernt. Sie ist eine der tausenden Jesidinnen, die noch immer vermisst werden. Heute, fast 15 Jahre alt, leben die Brüder bei ihrem Onkel und haben weiterhin mit den Folgen des Erlebten zu kämpfen.

Originalfassung mit dt UT

Düzen Tekkal, David Körzdörfer

Layla ., Tahsin ., Jihan ., Sawsan ., Aiham ., Anas ., Familie Khodaydaa., Jana ., Bascal .

FSK keine Angabe | Empfohlen ab 16

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Laufzeit: seit dem 19. Januar 2025

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